Virtuelles China-Zivis-Fotoalbum

Home ] Nach oben ]

 

Home
Wir
Unsere Arbeit
Qiqihar
Kinderdorf
Reise
Transport
Menschen
Kurioses
Guestbook
Links & Co

Pressebericht

Der Pressebericht über Bettinas Unfall aus dem Archiv von "Die Presse".

(Direkter Link zu diesem Artikel im Presse-Online-Archiv.)

Das Presse-Online Archiv
Erscheinungsdatum: 19.03.2001 Ressort: Tagesspiegel
 
Ein Beinbruch und die österreichische Diplomatie
In der chinesischen Provinz erlitt eine Wienerin einen Beinbruch. Der Unfall rief die österreichische Diplomatie auf den Plan. Eine Geschichte über die Arbeit der Diplomaten abseits von Cocktailempfängen und Salongesprächen.

Von unserem Mitarbeiter WOLFGANG GREBER

NANKING/SHANGHAI/WIEN. Schauplatz Nanking, Volksrepublik China: Eine Provinzhauptstadt mit 5,3 Millionen Einwohnern, 300 km westlich von Shanghai. Bettina Türk (24), Absolventin der Chemie, reist mit zwei österreichischen Freunden durch das Reich der Mitte, als das Pech am 21. Februar zuschlägt. Beim Aussteigen aus einem Bus stürzt sie, wird an den Beinen eingeklemmt und vom anfahrenden Bus mitgeschleift. Als die Beine aus der Türfalle freikommen, geraten sie unter die Räder. Das rechte Sprunggelenk zersplittert, die schweren Bergschuhe verhindern Schlimmeres.
Ein wild schnatternder Menschenauflauf entsteht. Eine "Langnase" ist verletzt. Das macht Chinesen nervös: Polizisten bringen Türk ins Spital, die folgenden Tage wird ihr ein Beamter beigestellt. Er spricht nur chinesisch. Die Ärzte wollen operieren. Das aber ist der Wienerin gar nicht recht: "Operieren lassen würd' ich mich da net." In der Klinik will sie auch nicht bleiben. Daher wird sie mit Liegegips und behördlichem Begleitschutz in ein Studentenhotel gebracht, von wo aus Freunde die Heimat kontaktieren. Ginseng-Kapseln sollen derweil Thrombosen vorbeugen.
Geert Kahl, Vater eines der Freunde, alarmiert die österreichischen Vertreter in China: Botschafter Erich Buttenhauser und Marie-Christine Weinberger, Generalkonsulin in Shanghai, sondieren telephonisch die Lage. Weinberger setzt sich mit den Behörden in Verbindung, regelt Formalitäten, bietet die Entsendung eines Dolmetschers an und fährt am 23. Februar selbst nach Nanking. Und sie bringt etwas mit: Schokolade, denn das sei gut für die Psyche, wie sie meint.
Die Tyrolean Air Ambulance hat mittlerweile den Rückflug organisiert. Am 24. Februar bringt ein Krankenwagen Türk nach Shanghai, wohin zum Glück eine Autobahn führt. Mit der Swissair geht es nach Wien - Erster Klasse. Ein zufällig mitreisender Arzt aus Vorarlberg sowie der Sekretär des Generalkonsulates, Wolfgang Egger, betreuen Bettina Türk.
In Wien wird noch ein Bruch des linken Mittelfußknochen diagnostiziert, der Gipser schimpft über die Leistung seiner chinesischen Kollegen. Ansonsten sind die Ärzte mit der Erstversorgung zufrieden. Vor allem aber dankt man den Diplomaten. "Es ging alles rasch und reibungslos," lobt Bettina Türk. Sie plant schon wieder eine China-Reise. Auf ihrem Wohnzimmerregal thronen die Bergschuhe, die sie vor schwereren Verletzungen schützten. Kahl drückt es deutlicher aus: "Bettina hatte Schutzengel, zwei davon heißen Buttenhauser und Weinberger."
Weinberger - Schutzengel und Schokoladenbotin - ist bescheiden: "Das zählt zu meiner ganz normalen Tätigkeit", betont die Generalkonsulin, die seit zwei Jahren in Shanghai tätig ist. Unfälle von Österreichern gebe es in ihrem Konsularbezirk ein- oder zweimal pro Jahr. Auf die Frage, ob sie sich dort auch operieren lassen würde, antwortet sie sehr bestimmt: "Nein Danke!". Sie möchte darüber hinaus in Erinnerung rufen: "Österreichische Vertretungsbehörden, die gibt es!"

 

Direkter Link zu diesem Artikel im Presse-Online-Archiv.

 

Home ] Nach oben ]

(c) 2000, 2001 Andreas Ipp - Sämtliche Rechte an den Bildern vorbehalten. Verwendung nur mit unserer Genehmigung gestattet!
chinazivis.tripod.com