|
|
China Inside - Knuts Einblicke
Chinesisches Trink(geschlechts)verhalten und zwei Angeheiterte schweifen abGestern abend hatten wir
unser erstes richiges gelage im neuen, nicht mehr ganz jungen, semester. Wir,
die vier öschis und ein ami, trafen uns mit unseren chinesischen kollegen Li
Zhongguo (männlich), Yan Tao und den beiden auf denselben Familiennamen hörenden
Gaos (alle weiblich), in einem uns noch nicht bekannten restaurant. Abgesehen
von der wieder einmal köstlichen auswahl an chinesischen gerichten, war Yan Tao
so aufmerksam, mir eine flasche besonderen Bai Jiu (der Vodka der Chinesen)
mitzubringen, der wegging wie die warmen semmeln. Den cn. sitten entsprechend
tranken jedoch die damen der gesellschaft nur ein wenig gerstensaft, und lächelten
bei jedem schluck verlegen. Yan
Tao, die ich überreden konnte, mit mir mit einem glas bai jiu anzustossen, erklärte
uns feierlich, dass sie ihren vorsatz brechen würde, keine schweren alkoholika
zu sich zu nehmen, womit sie allerdings mAn nur ihrer rolle in der öffentlichkeit
gerecht werden wollte. Die letzen monate haben uns gelehrt, dass in china
noch immer eine einschneidende geschlechtertrennung herrscht. Während man als
nicht rauchender und trinkender mann regelrecht zum schwächling abgestempelt
wird, sind tabakkonsumierende frauen in der öffentlichkeit nicht zu sehen,
zumindest hier in der provinz Heilongjiang. Die sitzordnung bei den mahlzeiten,
ob zuhause im familiären kreis oder auswärts, ist ebenso interessant wie rückständig.
Die zumeist runden tische sind (nach dem Yin-Yang prinzip?) in zwei hälften
geteilt, eine weibliche und eine männliche, wobei man in den beiden hälften
unterschiedliche aktivitäten wahrnehmen kann. Das weibsvolk begnügt sich hie
und da mit einem schluck chashui (tee), während die mannsbilder in regelmässigen
abständen kollektiv zum glas greifen. Kollektiv. Niemals sollte man in
gesellschaft im alleingang einen schluck alkohol trinken. Man würde das soziale
verhalten schwersten irritieren und könnte vielleicht einen gutgesinnten
gastgeber vergrämen. Letzterer ist es auch, der meistens als erster sein glas
hebt, worauf alle anderen männlichen wesen folgen, entweder ganbei (trockne den
becher=ex!), yikou (einen schluck) oder yizhi (eine fingerbreite) ausruft und
den angekündigten akt sofort umsetzt. Auf diese art und weise werden bei einem
üblichen abendessen, das immer zwei stunden dauert, zum aufwärmen eine flasche
bai jiu und etliche flaschen pi jiu (bier) vernichtet. Wie bereits gesagt waren
wir gestern abend eine geschlechtlich gemischte gesellschaft, allerdings konnten
die einheimischen verhaltensregeln nicht exact angewendet werden, da man ja mit
ausländern zu tische saß. So tranken denn auch unsere kolleginnen –zwar nur
bier aber immerhin-, und Yan Tao wurde nach der dritten überredungsattacke
Johns, dem amerikanischen englisch-lehrer, zu einem bai jiu ganbei gebracht.
Daraufhin meinte sie, das wäre das dritte mal in ihrem leben gewesen. Wir fühlten
uns ob dieses kulturellen entgegenkommens natürlich geehrt. Die aufbruchstimmung unserer cn. Freunde bemerkend,
machte sich bei mir wieder uneasyness breit. Es will und will hier einfach nicht
entstehen, dieses gefühl der gemütlichkeit. Alles scheint strikten
gesellschaftlichen regeln unterworfen zu sein. Nach zwei stunden muß
aufgebrochen werden. Man kann nicht länger bleiben. Frauen sitzen mehr wie
zierpflanzen, denn wie gesprächspartner am tisch; Ständig darauf bedacht,
nicht aus dem engen rahmen zu fallen. Wenigstens hatte Yan Tao rote wangen bekommen.
Wieder zuhause wollten wir Westler den abend noch
nicht so schnell verklingen lassen, weshalb wir uns in der gemeinschaftsküche
einfanden und bei chips und bier plauderten. Florian, an einer verkühlung
laborierend, gab sich schnell geschlagen, stefan und andreas bröckelten so nach
und nach ab, womit ich wieder einmal mit John
hängenblieb. Unsere gedanken über nichtige themen austauschend
verging die zeit wie im fluge und das bier rann in strömen. John, der manchmal
in nationalstaatliche denkmuster abgleitet, meinte, die Chinesen würden immer
glauben, dass Amerika keine kultur hätte und sagen: „ihr mit euren 200 jahren
geschichte“. <<die vergessen immer, dass die USA auf der
geschichte und kultur Europas basieren.>> und er fügte hinzu: <<und
es ist ihnen nicht klar, dass die kolonialisierung Nordamerikas und die damit
verbundene vertreibung der eingeborenen Völker einen prozess darstellt, der
hier in China ebenso geschieht, und zwar seit über 2000 jahren!>> Ich nickte und nahm einen schluck. Wir hatten ein
thema zur abendgestaltung gefunden. Johns vergleich mag va für einen durch westlichen
geschichtsunterricht gebildeten menschen unglaubwürdig klingen; darum folgende
erläuterung. Die Chinesen bezeichnen sich bzw. ihre sprache heute als Han bzw.
Han Yu. Dieser name geht auf ein volk zurück, dass sich um etwa 200vC im norden
der heutigen volksrepublik am Huanghe (Gelber Fluß), gegen die rivalisierenden
stämme durchgesetzt hatte und die bis 220nC herrschende Han Dynastie gründete.
Es waren also erstmals in der cn. geschichte zwei faktoren gleichzeitig gegeben:
die kontinuität[1]
eines herrschergeschlechts (mehr als 400 jahre) und eine flächenmäßig annähernde
deckung mir dem heutigen China, sofern man die unendlichen westlichen provinzen[2]
außer betracht läßt. Die aggressive expansionspolitik der Han zieht sich wie
ein roter faden bis in die gegenwart- trotz des ständigen führungswechsels.[3]
Man kann sie also wirklich sehr gut mit dem einfall der Europäer in Nordamerika
und mit dem vordringen bis an die ostküste der USA vergleichen. <<die Han machten doch auch nichts anderes als
die weißen siedler in Nordamerika. Sie haben die urbevölkerung langsam aber
stetig zurückgedrängt, unterjocht oder ausgelöscht.>> verglich John.
<<Allerdings setzt sich dieser prozess auch heute noch fort.>> Ergänzte
ich und meinte weiter, dass <<die kommunistische partei und deren
geschichtsschreiber gerne und zugegeben gekonnt eine trennung zwischen der
vergangenheit und dem „neuen China“ verbreiten, wobei diese wahrheit vom
grossteil der bevölkerung intimiert wurde und dem ausland auf der landkarte
einen leicht differenzierbaren, riesigen fleck rotchina liefert. Die autonomen
verwaltungseinheiten Tibet, Xinjiang, Innere Mongolei und Guangxi sind nur die
überreste dieser kolonialpolitik, die natürlich auf einer normalen weltkarte
nicht aufscheinen.>> <<Würden die Han kolonien nicht unmittelbar
an das stammland angrenzen, dann wäre die beibehaltung dieser politik sowieso
nicht möglich. Stell dir vor Frankreich[4]
hätte jetzt noch so große gebiete Afrikas oder Indochina unter direkter
herrschaft.>> <<und wenn sie den autonomen gebieten keine
zugeständnisse machen würden, dann wären sie auch nicht haltbar...>> <<darum sind ja auch in der heutigen autonomen
provinz guangxi so viele minderheiten auf einem haufen. Die haben sich alle in
diese unwirtliche bergregion zurückgezogen. Wenn man aber bedenkt, dass
angeblich über 90% der 1.6 mrd. bevölkerung den Han anghören, dann sollte man
mehr von absorbtion denn von vertreibung sprechen.>> <<dann muß man aber im falle der USA
ebenfalls von absorbtion sprechen. Bei uns haben unmengen weisser Europäern auf
der suche nach neuem land und in der hoffnung auf bessere lebensbedingungen,
eine spärliche gesäte indianische population überschwappt. Die Europäer
haben sich genauso wie die Han verhalten: zu viele menschen, ausweichen auf
frisches siedlungsgebiet. Der einzige unterschied ist, dass die Han nicht über
den Atlantik mussten.>> <<und die nationalen minderheiten haben in den
USA keine von Han kontrollierte autonome provinzen, sondern dürfen ungestört
in ihren reservaten in arbeitslosigkeit weilend der nächsten flasche whisky
harren.>> <<na endlich. wir reden die ganze zeit über
die politik chinas, dabei denk ich mir, dass Europas politik auch nicht viel
anders ist. Man hat in Europa halt andere voraussetzungen. Aber die EU versucht
doch im endfeffekt auch nichts anderes als alle völker unter einen hut zu
bekommen. Das ganze geht nur transparenter vor sich. Ausserdem haben sich
nationalstaaten viel stärker entwickelt. Vielleicht hat das einfach daran
gelegen, dass mehrere einander in der entwicklung ebenbürtige gesellschaften
auf engem raum miteinander auskommen mussten.>> <<ich bin zwar nur ein monat durch Europa
gereist, aber ich hatte ständig das gefühl, die Europäer könnten sich
untereinander nicht leiden. Wir sind Franzosen, wir sind Deutsche, wir sind Engländer!
Jeder kocht da seine eigene suppe. Und was war das da mit den Slovaken und den
Tschechen? Wofür war diese trennung gut?>> <<Europa wurde durch jahrhundertelange
grossmachtpolitik geschmolzen, von einem schmelztigel in den nächsten gegossen,
manche gebiete wurden gewaltsam zusammengeschweisst, und im falle der
Tschechoslovakei hat die schweissnaht eben nicht sehr lange gehalten. Aber da
gibt es viele fälle. Die Wallonen und die Flamen in Belgien, die Katalanen in
Spanien, das ehemalige Jugoslawien.>> <<ja, da können wir froh sein, dass alle
einwanderer ihr nationaltätsbewußtsein erst aufbauen mussten. Sozusagen der
heimaterde entrissene, die in der fremde und durch die fremde einen gemeinsamen
nenner finden konnten. Ihr habt euch in Europa gewaltig die schädeln
eingeschlagen. Die Deutschen gegen die Franzmänner, die Franzosen gegen die
Engländer.>> <<es hat eben keine wirklich überlegene
gesellschaft gegeben. Die Han brauchten nur eine nach der anderen aufsaugen. Man
stelle sich nur vor das Deutsche Reich unter den Hohenstaufen hätte sich weiter
ausgedehnt und die vorherrschaft über ganz Europa erlangt, oder das Römische
Reich wäre nicht zerfallen.>> <<das fehlen von rivalen alleine kann nicht
der grund für das aussehen einer gegenwärtigen weltkarte sein. Religion und
philosophie haben auch ihren teil dazu beigetragen.>> <<definitiv: während sich in China der
Buddhismus[5]
mehr oder weniger ungestört über 1500 jahre entwickeln konnte, haben sich in
Europa Protestanten, Katholiken und Muslime heftige auseinandersetzungen
geliefert.>> <<wie wär´s mit einem ganbei?>> <<ahhh...was die han oder ihre
nachfolgedynastien auch besser verstanden haben, war die religion mit der
vorherrschenden staatsphilosophie zu verbinden. Mir kommt vor das ist alles
parallel gelaufen, während in Europa die kirche manchmal die regierung ersetzte
oder ein papst mächtiger war als ein könig.>> <<ich glaube das hat nur funktioniert, weil
der Konfuzianismus selbst eine art religion ist. Da werden eindeutige
verhaltensregeln aufgestellt, ähnlich den geboten. Aber selbst wenn man den
Konfuzianismus dem staatsphilosophischen denken der Sokratiker gegenüberstellt
und ihn als humanistische philosophie titiuliert, so bleiben der Daoismus[6]
und der Mohismus als wichtige strömungen, die mehr religion im einklang mit der
natur darstellen als macchiavell´sche führungstaktik.>>
<<Macchiavelli würde ich eher die cn.
Legalisten[7]
gegenüberstellen á la „vielfalt führt zu ablenkung und schwäche“. Aber
abgesehen davon ist es interessant, dass sich die philosophischen grundlagen von
China und Europa etwa in zurselben zeit entwickelt haben, wenn wir die Klassik[8]
der griechischen philosophie dem Konfuzianismus[9]
um 400vC gegenüberstellen.>> <<wie ich schon vorhin gemeint habe. Die USA
haben ihre wurzeln in Europa. Die griechische und römische philosophie eint
diese kulturkreise, während sich in China ein anderes denkmuster durchgesetzt
hat.>> <<ja. ahh... ich hab vergessen, was ich sagen
wollte. Äh, nein! Ich habs wieder. Warum haben sich Daoismus, Konfuziansmus und
Buddhismus nicht die gleichen auseinandersetzungen geliefert wie Protestanten
und Katholiken?>> <<du mischt ja bereits. du stellst jetzt zwei
philosophien und eine religion zwei religionen gegenüber. Das wird schwierig
zum auseinanderhalten.>> <<ist doch eh alles das gleiche. Ob
philosophie oder religion, sobald eine doktrin verbreitet wird, geht es nur
darum das plebs gefügig zu machen.>> <<jaja. Laß mich nachdenken...ich glaube in
Europa waren die religionen sehr früh mit nationalstaaten verbunden, während
in China die jeweils herrschenden alle meinungen gewähren liessen und somit
langsam ein konglomerat als gemeingut erzeugten. Die frage nach dem leid des
lebens und dem sein danach durfte der buddhismus beantworten, staatsstruktur und
moralisches verhalten wurde jedoch durch konfuzianische prinzipien bestimmt.[10] In Europa wurde die
religion als symbol und inhalt nationaler identität benutzt und die säkularisierung
ist in manchen staaten heute noch nicht ganzheitlich vollzogen. Franzosen[11] und Spanier sind
erzkatholisch, Deutsche Protestanten, wobei der freistaat Bayern ein schönes
katholisches relikt im lutheranischen Reich darstellt, die Engländer haben sich
gleich eine (protestantische) Hausreligion zugelegt. Österreich-Ungarn ist auch
aufgrund des katholischen glaubens in einen ewigen bruderkrieg mit den Deutschen
geschlittert.>> <<die religion war auch ein hauptproblem am
balken. Da haben sich auch serbisch-orthodoxe, katholiken und muslime nicht
anfreunden können.>> <<diese animositäten kann man –wenn auch
nicht ganz so aggressiv in der umsetzung- zwischen den katholischen wallonen und
den protestantischen flamen oder zwischen den katholischen iren und den
anglikanischen briten beobachten. China war bezüglich der religösen konflikte
eigentlich gesegnet, wenn ich mir das alles durch den kopf gehen lasse. das
vorgehen gegen die Falun Gong mitglieder kann allerdings mit mittelalterlichen
judenverfolgungen oder der vertreibung der Mennoniten gleichgesetzt werden:
innerhalb einer autoritären gesellschaft werden autarke inseln menschlichen
zusammenlebens nie akzeptiert.>> <<aber ob in Europa die versteifung auf eine
religion nicht etwas mit der nähe des Islams zu tun hatte? Halb Spanien[12]
war doch bis ca 1000 unter islamischer herrschaft, von dort aus ist man fast bis
nach Paris[13] vorgedrungen und über
den Balkan[14]
kommend hat man Wien zweimal belagert.>> <<die katholische konfession hat ihre
klammerfunktion im vielvölkerstaat österreich-ungarn sicher nur aufgrund der
ständigen bedrohung durch die Muselmanen erfüllen können. Da bin ich mir
sicher. Wieweit sich das auf andere länder und deren religion ausgewirkt hat,
kann ich nicht sagen, aber es hat sich jedenfalls trotz all der inneren
auseinandersetzungen gezeigt, dass man bei bedrohung durch den Islam zusammenhält.
Diese drei großen kulturkreis china, die arabische welt und das europäische
abendland....hmmmm...na ja, die Araber haben jetzt jedenfalls nichts mehr
mitzureden.>> <<aber diese geeinte abendlandstimmung
empfinde ich noch immer, wenn ich irgendwo kommentare europäischer staatsmänner
höre oder lese, die sich auf die aufnahme der Türkei in die EU beziehen. Da
wird gerne von europäischen werten und gemeinsamer kultur und tradition
gesprochen; auch wenn sich nur mehr zwei kontrahenten visieren.>> <<kein wunder...die stimmungsmache...die kluft
zeigt sich am besten auf Zypern. Europa hat grenzen. Gar keine frage. Nach
diesen grenzen wird sich auch die ausweitung der EU richten. am Balkan gleicht
der europäschische kulturraum einer uighuren siedlung in xinjiang. Dorthin wird
man sich zuallerletzt wagen.>> <<nationalstaat...großraum...>> <<da haben es China und die USA doch um
einiges leichter.>> <<in Davos...>> <<bei der grossraumbildung...mmmm...du ich bin
reif fürs bett...>> <<...zu den waffen...>> <<wan an.>> <<wan an.>>
[1]
Flächenmäßige Einigung brachte bereits die Qin Dynastie, die sich
allerdings nur von 221 bis 207 vC an der macht halten konnte.
Chinesen verweisen gerne auf ihre 5000 jahre alte kultur (va wenn sie sich mit den degenerierten Amerikanern vergleichen), allerdings vergessen sie dabei (oder haben es in ihren geschichtsstunden nicht anders gelernt), dass die drei alten Dynastien Xia, Shang und Zhou (21jh.vC bis 221vC) nichts weiter als neolithische bzw. bronzezeitliche Kulturen waren, die mit ihrer Gesellschaft ungefähr soviel zu tun haben, wie die lakustrinen siedlungen der Hallstätter-zeit mit dem blühenden Wien der vergangenen jahrhundertwende.
[2]
Tibet, Xinjiang (dort sind die Uighuren daheim), Gansu, Qinghai, Innere
Mongolei
[3]
von den Han bis zu den Qing kann man grob 13 dynastien (perioden) zählen.
Einige herrschergeschlechter, wie die Yuan (1271-1368) oder die Qing
(1644-1911) stammten nicht aus der Han nation, übernahmen aber die kultur
und tradition, insbesondere das verwaltungssystem ihrer vorgänger.
Die gründung der VR 1949 ändert dies nur oberfächlich. Mir wurde schon von ein paar chinesen erzählt, dass sie glauben, dass Mao Zedong auch deshalb scheiterte, weil er seine eigene dynastie hatte gründen wollen. Aber auch wenn ihm das nicht gelungen ist, so ist die kommunistische partei, wenn nicht als blutsverwandetes geschlecht, dann zumindest als engverwobener clan, die gegenwärtige dynastie. Ein interessantes indiz hiefür findet sich in Beijing: in der Verbotene Stadt besichtigen touristen aus China und der ganzen welt das refugium der ehemaligen cn. Kaiser; jetzt eine von den nationalisten (1949) leergeräumte geisterstadt. Die neue verbotene stadt hat man gleich nebenan im Zhonghai park angelegt. Man übersieht sie leicht: auf den am flughafen verteilten stadtplänen ist sie nicht eingezeichnet. Die hohen, das riesige gelände umgebenden mauern verwehren der öffentlichkeit den einblick. Die neuen herrscher sind wieder unter sich.
[4]
Frankreich hat sich (neben anderen) als vehementeste kolonialmacht noch
nicht ganz von der vergangenheit verabschieden wollen: Französisch Guyana
in Südamerika, La Reunion bei Madagaskar, Martinique und Guadeloupe im
Karibischen Meer sind nach wie vor französisches staatsgebiet; von
wirtschaftlicher hegemonie ganz zu schweigen.
[5]
Der buddhismus sickerte von Indien ausgehend langsam nach ostastien ein. In
China kann man ab circa 400nC von einer weiten und tiefwurzelnden
verbereitung sprechen.
[6]
Der Daoismus hat seinen vater in LaoZi (Laotze), der das Dao (weg) predigte,
die unteilbare, unbeschreibbare, immaterieller energie, die ursprung des
universums ist. Das privatleben sollte geschützt, die bevölkerung von den
herrschern alleine gelassen werden.
[7]
Die Legalisten haben sich als zum Konfuzianismus alternative denker um 300vC
entwickelt. Sie schenkten ethik, kosmologie oder epistemologie keine
aufmerksamkeit, sondern konzentrierten sich zur gänze auf die entwicklung
von taktik und strategie, um den jeweiligen herrschern politische lösungen
für unruhen und techniken zur akkumulation von macht zur verfügung zu
stellen.
[8]
Vertreter: Sokrates 470-399, Platon 427-347, Aristoteles 384-324
[9]
Vertreter: Konfuzius 551-479, Menzius 371-289, XunZi 313-238
[10]
die Qin dynastie (221-207vC) bezahlte nicht zuletzt für das rigorose
festhalten an den Legalisten mit ihrer kurzlebigkeit, während sich nach
einigem hin-und her unter den Han um ca. 130vC der Konfuzianismus gegenüber
dem Daoismus endgültig durchsetzte. Grob kann man diesen prozess so erklären:
die Legalisten gingen mit ihrer law and order politik zu weit und aus dem
steuerlichen auspressen der untergebenen resultierte ein aufstand und ein
machtwechsel. Hier darf man aber keine strikte zäsur sehen, sondern
vielmehr eine kontinuität unter anderer überschrift. wenn ein starres,
autoritäres system versagt, dann sucht man automatisch den weg in ein umgänglicheres.
Manche tendenzen gehen dann gar so weit, die staatsmacht auf das aller
notwendigste schrumpfen zu lassen, um dem untertan möglichst grossen
freiraum zu lassen. Dies spiegelt sich in der laissez-faire botschaft des
Daoismus wieder. Letztlich sucht man aber doch einen mittelweg. Die
herrscher wollen auf ihre steuereinnahmen nicht gänzlich verzichten und wo
mensch, da wille zur macht. Also fand man sich am dritten weg ein -den man
in jüngster zeit wieder zu begehen versucht(e?)-
und die chinesische gesellschaft existierte weder in einem betonflußbett
noch als unbändiger hochwasserstrom, sondern als zweckmässig und effizient
regulierter bach in der konfuzianischen obrigkeitshörigkeit mit dem ideal
der moralisch integren regierungsbeamten weiter.
[11]
Ludwig XIV. -als beispiel- vertrieb die protestantischen Hugenotten durch
die Aufhebung des Edikts von Nantes äußerst effizient.
Die spanische-katholische hegemonie wird erst 1588 mit der vernichtung der spanischen Armada besiegelt. Das protestantische England wird somit führende großmacht. Der damalige zankapfel, die spanischen Niederlande, weist parallelen mit der position des heutigen Taiwans auf. Das gleiche spiel, nur die zänker und die dimensionen haben sich geändert.
[12]
Bis ca.1000 war drei viertel des heutigen Spaniens in muslimischer Hand und
der letzte islamische staat „auf europäischen boden“, Granada, bestand
bis ins 14.jh.
[13]
Die schlacht zwischen Tours und Poitiers verhindert 732 das weitere
vordringen der Araber von westen.
[14]
1529 1.Türkenbelagerung Wiens, 1683-1699 2.Türkenkrieg und erneute
Belagerung Wiens
|
(c) 2000, 2001
Andreas Ipp - Sämtliche Rechte an den Bildern
vorbehalten. Verwendung nur mit unserer
Genehmigung gestattet!
|